Making of " KREMSER-SCHMIDT RELECTURE "

Mental in der Schule und der Werkstatt des Meisters  Martin Johann Schmidt (1718-1801)

Seit 2015 arbeite ich an Bildern frei nach Kremser Schmidt. Variationen oder Paraphrasen kann man solche Bilder nennen oder dieser Serie auch die Bezeichnung "Relecture" ( wieder lesen, neu lesen, neu interpretieren) geben.  Eigentlich begebe ich mich wieder in die Schule, diesmal in die des Kremser Schmidt, ich drücke gleichsam noch einmal die Schulbank, ich versuche seine Bilder zu studieren, manchmal sind meine Bilder daher eher Studien, ziemlich nah am Original, geraten in Gefahr eher eine Kopie zu werden, denn eine eigene Neu- Fassung. Manchmal werden sie andererseits ziemlich freie, fast eigenen Kompositionen. Wie Kremser Schmidt zeichne ich wieder sehr viel, einfach auch um der Zeichnung willen, ohne darauf bedacht zu sein, diese für größere Arbeiten weiter zu verwenden. 

 

Zwei Beispiele mögen meine Herangehensweise ein wenig veranschaulichen. Ich schaue mir Reproduktionen, die ich zur Hand habe, an und wähle Themen, bei denen ich innere Impulse oder vage Bildideen, wie eine Neufassung aussehen könnte, spüre. Ich male direkt auf die weiß-grundierte Leinwand.  Bei der Variation oben, dem Thema Jesus mit Maria Magdalena, sieht man, dass ich den Fokus ganz auf die beiden richte, alle anderen Figuren rundum ausspare, die Formgebung lockere, die Farben steigere und den Bildgrund teilweise offen lasse. Die Arbeit unten , Maria mit dem Jesuskind am Sterbebett der Großmutter Anna, zeigt im Vergleich zum Original eine noch größere Abstarktion, vage ist die Gestalt im Vordergrund auszumachen, Maria ist mit Jesus nur aufgrund der Farbakzente auszumachen, von allen anderen sind nur mit dem Pinsel aufgetragene Grundkompositionslinien zu sehen.

 

Über 50 Bilder sind bisher entstanden. Die  Idee zu Variationen nach Kremser Schmidt reicht schon in meine Zeit im Stift Göttweig ( 1983-1995 ) zurück, das in seinen Räumlichkeiten viele Werke des Kremser Schmidt beherbergt.

Auch in vielen Pfarrkirchen, die von Göttweig betreut werden, hängen Bilder des Kremser Schmidt. Besonders ist hier die Pfarre Mautern a.d. Donau, die ich fünf Jahre leiten durfte, mit seinen 14 Kreuzwegbildern von der Hand und der Werkstatt des barocken Meisters zu nennen.                               

 

Zur Biographie des Kremser Schmidt:

 

Der Vater, Johann Schmidt, stammte aus Hessen, kam als Handwerker zunächst nach St. Pölten und lernte die Tochter des Schloßgärtners ( heutiges Schloß Goldegg) - Katharina Paumgartner- kennen,

sie heirateten  1714 in Grafenwörth / Donau, wo zuerst Johann Andreas 1715 geboren wurde und als zweites Kind Martin Johann 1718.

Die auf Martin Johann folgenden drei Schwestern verstarben früh.

Wie ein kunsthistorisches Märchen kommt mir bei näherer Betrachtung der Lebensweg des Kremser Schmidt vor: 

 In seiner Kleinkindzeit wurde gerade das Augustiner- Chorherren Stift Dürnstein- am Ende der Wachau, einer der schönsten Kulturlandschaften Europas-  in seiner barocken Form fertiggestellt und Vater Johann Schmidt, ein exzellenter Bildhauer, war dort im Kreis der Handwerker und Künstler mit den entsprechenden Arbeiten betraut.

Bauherr des Stiftes war der legendäre Propst Hieronymus Übelbacher,  der das Gesamtkonzept begleitete und betreute.

Am Berg des Stiftes Göttweig war seit 1718 Baustelle, die barocke Anlage war im Entstehen. Zu dieser Zeit wurde in Wien u.a. die Karlskirche gebaut und das Schloss Belvedere . Das Stift Melk, das Stift Herzogenburg und viele, viele mehr erhielten quer durch Europa ihre barocke Gestalt. 

Auf spielerische Weise erlernte Kremser Schmidt die Malerei, gleichsam im Betrieb und in Begleitung seines Vaters.

In der Biografie ( 1845 von Sohn Johann Martin Schmidt verfasst) ist zu lesen :

"Martin zeigte frühzeitig eine große Anlage zur Mahlerey  und in diesem Eifer zeichnete er theils mit rothstein, theils mit Kreide auf alle Thore und Thüren ".  Er machte Eindruck, denn es heißt dann weiter : " In dieser Zeit war ein Mahler Gottlieb Starmayer im Stifte, um die nöthigen Gemählde zu verfertigen, dieser nahm den kleinen Martin Schmidt in die Lehre,..." 

 

Kremser Schmidt wurde 83 Jahre alt. Bis zu seinem Tode blieb er rüstig und konnte sich bis dahin seinem Schaffen widmen. Krems-Stein blieb stets sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. 

 

Details von seinen Anfängen: 

 

1740  mit 22 Jahren: erster Auftrag für Retz:  Fresken für den Rathaussaal

1745         27 Jahre :   Pfarrkirche Stein

1749         31  Jahre:  Imbach, Dominikanerinnenkloster

                                       Langenlois, Franziskanerkloster

                                       Großweikersdorf  ( Kirche: Pläne von Fischer von Erlach, Ausstattung u.a. auch von Martino Altamonte  u Carl Aigen )

 

 

Zeitgenossen (Auswahl) Kremser Schmidts:

Malerei:

Anton Raphael Menggs

Thomas Gainsbourough

Daniel Gran, Franz Anton Maulpertsch, Johann Michael Rottmayr, Paul Troger, Bartolome Altomonte

Literatur:

Friedrich Schiller, Daniel Defoe, Alexander Pope, Friedrich Gottlieb Klopstock, Heinrich von Kleist, Gotthold Ephraim Lessing, Novalis, Henry Fielding,

Carlo Goldoni, Johann Wolfgang von Goethe, Jonathan Swift, 

 Musik:

Wolfgang Amadeus Mozart

Joseph Haydn

 

Philosophie/Theologie:

Immanuel Kant, Denis Diderot, Voltaire, Jean Jacques Rousseau, Johann Gottfried Herder

 

Kirche:

Stift Göttweig:  Abt Gottfried Bessel,  Abt Odilo Piazol, Abt Magnus Klein, Abt Anselm Feldhorn

Stift Dürnstein: Propst Hieronymus Übelbacher 

Erzd. Wien: Erzbischof Kardinal Migazzi, Wien

Päpste:  Benedikt XIV

 

Staat und Politik:

Österreich :  Karl VI., Maria Theresia, Joseph II.

Russland: Katharina II., die Große

Friedrich d. Gr.

USA: Unabhängigkeitskrieg: Thomas Jefferson, George Washington